Amtliche Meldung

Vorsicht Waldbrand – der Wald im Klimastress

Dem Wald fehlt Regen. Die wenigen kurzen Regenschauer der letzten Woche sind schon lange verdampft. Landesweit fehlen seit dem letzten Winter im Durchschnitt ca. 300 Liter Wasser pro Quadratmeter. In der Rheinebene dürften die Zahlen sogar noch höher sein. Die oberen Bodenschichten sind staubtrocken. Auch in den tieferen Bodenschichten sieht es nicht viel besser aus.

Normalerweise ist das Thema Trockenheit und Hitze schon immer ein Problem der Rheinebene. In der begünstigten Lage ist es in der Regel 3 – 5 Grad wärmer als in den umliegenden Gebieten. Dies hat seine Vorteile, in der Vorderpfalz wachsen Wein, Spargel, Feigen usw.

Leider haben sich „unsere“ Wolken aber über dem Pfälzerwald ausgeregnet und ziehen nur als „weiße Schäfchen“ über die Vorderpfalz. Trockengefallene Bäche, Gräben und Tümpel sind immer häufiger Zeichen dafür, dass dem Wald deutlich weniger Wasser zur Verfügung steht als in früheren Zeiten.

Das Grundwasser aus der Haardt und dem Pfälzerwald, sowie das Oberflächenwasser aus den Bächen Speyerbach, Rehbach, Queich usw. füllt eigentlich die unteren Bodenschichten auf, an die zumindest unter normalen Umständen die Bäume herankommen. Die Geologie der Vorderpfalz hilft dabei. Die Bäche aus dem Pfälzerwald haben sog. Schwemmkegel gebildet. Hier wird seit tausenden von Jahren Material aus dem Buntsandstein des Pfälzerwaldes abgelagert, dazwischen gibt es immer mal wieder eine Lehmschicht. Wer einmal ein Fundament ausgehoben oder einen Brunnen gebohrt hat, kann davon ein Lied singen. Die Lehmschichten haben den Vorteil, dass sich das Grundwasser, grob gesagt, auf ihnen Richtung Rhein bewegt und nicht in tiefere Schichten absickert. Das Wasser ist also, insbesondere für große Pflanzen wie die Bäume im Stadtwald verfügbar, auch wenn es monatelang nicht regnet. Das stimmt natürlich nicht für jeden Standort aber insbesondere in der Nähe eines Gewässers kann man davon ausgehen das Wasser in den oberen Grundwasserschichten vorhanden ist. Grundwasser findet sich auch übrigens wieder im Otterstadter Altrhein aus dem ein Großteil des Wassers zur Bewässerung der Vorderpfalz entnommen wird. Fehlt der Niederschlag im Pfälzerwald, ist dieser Speicher natürlich auch entsprechend leer.

Während noch vor 30 oder 40 Jahren der hohe Grundwasserstand ein Problem für die Wiesen, die Äcker und den Wald in der Pfalz war, sind jetzt die Gräben und Bäche sehr lange Zeit im Jahr trocken. Man wird sich sehr bald Gedanken machen müssen, wie man das vorhandene Wasser in den Bächen von der Quelle bis zur Mündung „gerecht“ auf alle Bachläufe und Gräben verteilt. Vor allem muss Niederschlag möglichst auf der Fläche verbleiben und darf nicht sofort in Gräben Richtung Rhein verschwinden.

Die Bäume, von denen viele im Schifferstadter Revier immerhin zwischen 130 und 200 Jahre alt sind, hatten in ihrer Jugend- und Erwachsenenzeit immer die „Füße“ im Wasser. Sie mussten max. eine oder zwei Lehmschichten mit ihren Wurzeln „durchstoßen“ und hatten das ganze Jahr über Wasser. Zuviel Wasser schadet natürlich auch den Wurzeln, deshalb war es für sie nicht sinnvoll, tiefere Wurzelräume zu erschließen. Jetzt als „Baumsenioren“ bei dem niedrigen Grundwasserstand, schaffen sie es nicht mehr, noch weitere Lehmschichten zu durchwurzeln. Das Absterben der großen alten Bäume geht quer durch alle Baumarten. Aber nicht nur die alten Bäume sterben, auch die kleinen Bäumchen haben es noch nicht geschafft, an wasserführende Schichten zu gelangen und trocknen aus. In diesem Sommer trifft dies vor allem viele tausende kleiner Eichen, die vor 2 – 3 Jahren gekeimt hatten.

Natürlich sind die Baumarten unterschiedlich betroffen. Den Fichten ist es schon lange zu heiß bei uns, es gibt nur noch einzeln stehende Exemplare, die vom Borkenkäfer noch nicht aufgespürt wurden. Die Rotbuchen brauchen recht viel Wasser und haben massive Probleme mit der hohen Sonneneinstrahlung und den extremen Temperaturen. Unsere Waldkiefer, der Brotbaum im Revier, stammt leider aus dem Norden und nicht aus dem Mittelmehrraum, auch sie hat Probleme mit der Trockenheit und der Hitze. Die Kiefer hat vor allem sehr viele „Gegenspieler“ wie die Mistel, Borkenkäfer und Pilze, die sie ständig unter Stress setzen. Bedingt durch die Trockenheit geht es vielen Baumarten ähnlich. Immer neue Schadorganismen tauchen auf. Normalerweise würden ihnen 2 – 3 Wochen strenger Winter den Garaus machen aber weil im Moment der Winter nicht in der Rheinebene stattfindet, „freuen“ sich viele Pilze und Insekten ohne Probleme auf Frühjahr und Sommer und auf den Schaden, den sie anrichten können.

Auch der eigentlich sehr feuchte Auewald von Speyer bis Altrip wird nicht von der Trockenheit verschont. Hier ist es der niedrige Rheinpegel, der den Bäumen wie in einem Trichter das Wasser entzieht.

Förster Spang weist darauf hin, dass im wir schon seit Wochen die höchste Waldbrandstufe erreicht haben. Es ist unverantwortlich und natürlich auch streng verboten, im Wald zu rauchen oder Feuer zu machen. Die Brände, nicht nur im entfernten Südeuropa, zerstören den Wald, zerstören die Fruchtbarkeit des Waldbodens für lange Jahre, bringen Feuerwehrleute in Gefahr, zerstören die lang gehegte nächste Waldgeneration und vernichten natürlich auch die zum Teil vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenwelt des Waldes. Er bittet, sich unbedingt an die Regeln zu halten und auch gerne Menschen anzusprechen, die dies nicht tun.

Die Feuerwehren im Kreis haben auf die Gefahr reagiert und Sondereinheiten mit Fahrzeugen und Spezialausrüstung gebildet. Ein großes Problem für die Feuerwehr ist natürlich der Wassernachschub im Wald – aber auch das Durchkommen zu den Bränden. Aus diesem Grund wird jetzt wieder vermehrt das sog. Lichtraumprofil der Hauptwaldwege freigeschnitten.

Georg Spang, Revierleiter
Forstamt Pfälzer Rheinauen

 

Der Beitrag steht unter Einhaltung der Bildrechte von Dritten zur freien Verfügung.